„Stolpersteine kennen wir doch schon,“ war der allgemeine Tenor einer fünften Klasse im Lebenskundeunterricht. Was wollen uns die Stolpersteine aber sagen? Und wer sind die Menschen hinter den Namen? Diesen Fragen sind wir in einem Projekt in Lebenskunde nachgegangen. Dazu hatten wir mit Frau Dr. Christiane Fritsche eine Historikerin eingeladen, die sich mit NS-Geschichte bestens auskennt.
Stolpersteine sind einzigartig. Sie sind das weltweit größte Denkmal. Auf ihnen stehen Namen und Daten von Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Anders als bei herkömmlichen Denkmälern, waren die Menschen, denen ein Stolpersteine gewidmet ist, keine berühmten Personen, sondern meist ganz normale Menschen. Der Künstler Gunter Demnig hatte die Idee, er will dass man die Opfer des NS-Regimes nicht vergisst. Stolpersteine sind Orte des Erinnerns und des Gedenkens. Sie sind eine Art Grabsteinersatz, weil es für die Ermordeten nirgendwo Gräber gibt, an denen man trauern kann. Und indem die Steine vor den Wohn- und Wirkungsstätten der Opfer „mitten unter uns“ liegen, bringt Demnig die Menschen zurück in unseren Alltag, dorthin, wo sie gelebt haben.
Bei der anschließenden Exkursion in den Prenzlauer Berg haben wir uns mit einigen Einzelschicksalen befasst. Wir haben uns überlegt, was die Namen und Daten auf den Steinen alles verraten. Es waren zum Beispiel Menschen, die das NS-Regime als politische Gegner einstuften oder Juden oder Jüdinnen waren. Ganz oft steht auf den Steinen, dass sie deportiert oder ermordet wurden in unterschiedlichen Konzentrationslagern. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Namen, die auf den Steinen stehen, zu Menschen gehörten, die tatsächlich in dem jeweiligen Haus lebten, plötzlich abgeholt wurden und die direkten Nachbarn wegschauten oder es oftmals stillschweigend duldeten.
Gunter Demnig sagte einmal, dass man mit dem Kopf und mit dem Herzen stolpern soll, wenn man die Steine sieht. Das Bücken, um die Texte darauf zu lesen ist für ihn auch eine Verbeugung vor den Opfern. Als wir abschließend gemeinsam die Stolpersteine mit Metallpolitur reinigten, haben sich Passanten auch mal gebückt: „Das finde ich ja gut, was ihr da macht!“ Und wir haben uns an dem Tag vor den Opfern verbeugt.
Kathi Bromberger
Lehrerin für Humanistische Lebenskunde